Dienstag, 25. August 2020

Die Corona-Blondine, Teil III

Man muss das Ganze auch positiv sehen – endlich bleibt nun Zeit für all die Dinge, die man schon längst in Angriff nehmen wollte... wie z.B. den ultimativen Roman zu schreiben, der mit Sicherheit sofort die Bestsellerlisten stürmen wird... oder ein geniales Serienkonzept zu entwickeln, um das sich sämtliche Streamingdienste reißen... der Kreativität und künstlerischen Freiheit sind keine Grenzen gesetzt. Jetzt, wo das Alltagsgeschäft gezwungenermaßen zum Erliegen gekommen ist, können die Gedanken wieder ungehemmt fließen, die Ideen nur so sprudeln...

 

Nun ja... äh... vielleicht sollte ich vorher noch eine Kleinigkeit essen... mit leerem Magen kann doch kein Mensch arbeiten... schon gar nicht bei so einem wichtigen kreativen Prozess... wie ich übrigens gerade im Zuge einer (...natürlich ausschließlich investigativen...) Recherche im Internet gelesen habe, beansprucht das Gehirn rund 17 Prozent des Gesamtenergiebedarfs des Körpers... wow... kein Wunder, dass ich ständig so ausgehungert bin... erstaunlich ist dabei bloß, dass ich noch nicht unter akutem Untergewicht leide... sollte darüber mal bei einer Tasse Kaffee und einer Packung Schokoladen-Doppelkekse gründlich nachdenken...

 

So, nun aber wieder frisch ans Werk... ich kann bereits förmlich spüren, wie mich die Muse küsst... ach... äh... nein, das war nur der Hund mit seiner kalten Schnauze... igitt... wobei... ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft könnte eigentlich nicht schaden... um das Gehirn mal ordentlich durchzupusten, quasi... außerdem kommen einem draußen oft die besten Ideen... die Schönheit der Natur ist ja unglaublich inspirierend...

 

Danach schnell zurück an den Schreibtisch... jetzt gibt es kein Halten mehr, die Finger fliegen geradezu über die Tasten... und schon ist es vollbracht – der erst Satz steht! Okay, das erste Wort... aber immerhin... der Anfang ist schließlich das Schwerste... kann man überall nachlesen... doch wenn der erst mal gemacht ist, geht alles praktisch wie von selbst... oder so...

 

Hm... möglicherweise mangelt es mir einfach etwas an Inspiration... weshalb es eventuell nicht schlecht wäre, ganz kurz einen Blick in das aktuelle Netflixprogramm zu werfen... selbstverständlich rein interessehalber... bloß als Anregung, sozusagen... 

 

Und morgen, da geht’s dann richtig los... garantiert!

Montag, 17. August 2020

Die Corona-Blondine, Teil II

Die ganze Debatte über Hamsterkäufe ist mir völlig unverständlich... bei einer vernünftigen Vorratshaltung erübrigt sich schließlich jegliches Hamstern... ich kaufe ja grundsätzlich von allem immer die doppelte Menge... nur für den Fall... und bin somit bestens für alle Eventualitäten gerüstet... weshalb ich auch trotz der aktuellen Klopapierknappheit den kommenden Wochen beruhigt entgegensehen kann... die ganze Aufregung darum scheint mir insgesamt doch recht übertrieben... wobei die Vermutung naheliegt, dass es sich bei der Sehnsucht nach ausreichend Toilettenpapier offenbar um ein essentielles Grundbedürfnis des Menschen handelt... interessant... vor allem aus wissenschaftlicher Hinsicht... vielleicht sollte man da... 

 

Oh, halt -  nur noch eine Packung Klopapier im Keller?! Wie kann das sein?! Gegen diesen akuten Notstand muss sofort etwas unternommen werden... nicht auszudenken, wenn mich plötzlich ein dringendes Bedürfnis überkommen sollte und der Griff nach der rettenden Papierrolle dabei ins Leere geht... grauenvolle Vorstellung! Doch in dem eiligst aufgesuchten Drogeriemarkt dann der Schock – verwaiste Regale...?! Eine Welt ohne Klopapier?! Das ist definitiv das Ende der Zivilisation... die intelligente und umsichtige Benutzung von Toilettenpapier stellt ja einen der grundlegenden und wesentlichen Unterschiede zwischen Mensch und Tier dar... oder hat irgendjemand schon mal einen Löwen gesehen, der sich den Hintern mit... nun ja... 

 

Egal – so schnell gebe ich nicht auf... irgendwo muss es doch noch einen Rest dieses kostbaren Blattwerkes geben... ich wäre im Zweifelsfall sogar bereit, von 4-lagig Ultra Soft auf dreilagig umzusteigen... oder (...aber nur, wenn es wirklich zum Äußersten kommen sollte...) möglicherweise auch auf eine dieser Öko-Recyclingrollen... doch so weit wird es hoffentlich nicht kommen... 

 

Die Lage spitzt sich dramatisch zu – nur noch zwei Rollen... in den Geschäften wird die Herausgabe von Klopapier inzwischen streng rationiert... vor den Regalen entbrennen heftige Kämpfe um die letzten verbleibenden Packungen... auf den Straßen blüht der Schwarzmarkthandel mit völlig überteuerten Toilettenpapier-Plagiaten aus Thailand... die Polizei ist im Dauereinsatz... Anlageberater empfehlen Klopapieraktien statt Goldbarren... Söder überlegt, sämtliche Autoherstellungsbetriebe auf die Produktion von Klopapier umzustellen...

 

Ah, ich habe eine Packung Klopapier ergattert... 20 Rollen... die Welt ist gerettet...

Montag, 10. August 2020

Die Corona-Blondine, Teil I

Gerade einer Situation wie dieser, die uns alle vor große Herausforderungen stellt, ist es besonders wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren. Was für mich überhaupt kein Problem darstellt. Umsicht und Besonnenheit wurden mir ja quasi bereits in die Wiege gelegt… man könnte sogar sagen, ich bin ein steter Quell unerschütterlicher Ruhe und Gelassenheit… weshalb es mir auch bestens gelingt, trotz der täglichen Flut an negativen Schlagzeilen immer entspannt und relaxed zu bleiben… okay, bis auf diesen einen... völlig unerheblichen, minimalen Zusammenbruch… der echt nicht der Rede wert war… total übertrieben, dass die Nachbarn deswegen gleich den Notarzt rufen wollten… angeblich hätte ich wie am Spieß geschrien... lächerlich… außerdem – ich war bestimmt nicht die Einzige, die bei der Nachricht, dass sämtliche Frisöre und Kosmetikstudios geschlossen werden müssen, einen schweren Schock erlitten hat, oder…?!



 

Zum Glück kann ich mit einer derart traumatischen Erfahrung bestens umgehen - schließlich bin ich in der Kunst der Entspannung ausgesprochen bewandert... Meditieren ist sozusagen eine meiner leichtesten Übungen... dazu nehme ich einfach mein kürzlich erworbenes Meditationskissen... pink, mit kleinen Om-Zeichen, sehr stylisch... stelle meinen Meditationstimer ein, setze mich bequem in den Schneidersitz... Sekunde, muss nur noch die richtige Position finden... vielleicht sollte ich mich statt dem Kissen doch lieber auf einen Stuhl... oder die Beine ausgestreckt...?! Oh nein, was seh ich denn da - der Nagellack an meinem großen Zeh ist abgesplittert...?! Ein Desaster! Das muss sofort behoben werden... Moment...

 

So, nun geht’s los... Augen schließen, den Atem fließen lassen, die Gedanken abschalten... hat da gerade mein Handy gepiepst?! Könnte wichtig sein... sicherheitshalber sollte ich da mal einen Blick drauf werfen... dabei fällt mir ein, ich müsste auch dringend noch ein kurzes Telefonat erledigen... bin gleich wieder da... 

 

Ja, äh... hat leider nun doch etwas länger gedauert... aber jetzt! Die Achtsamkeit auf den Atem richten... Gedanken loslassen... ob ich mir heute zur Abwechslung mal etwas richtig Gesundes zum Frühstück gönne?! Stärkt immerhin das Immunsystem... also, Obst, Müsli, Joghurt... wobei, ich könnte mir natürlich auch was vom Bäcker... das Handwerk muss schließlich unterstützt werden... besonders in Zeiten wie diesen... bleibt nur die Sache mit den Kohlehydraten... und wenn ich abends dafür dann bloß Salat...?! Eigentlich ein ziemlich komisches Wort „Salat“... wo das wohl herkommt?! Ich mein, wieso heißt es denn nicht Blätterdings... oder Grünblatt... oder so... hm... Brezeln oder Vollkornsemmeln?! Und dazu nur ein wenig Margarine... auf gar keinen Fall Nutella... oder eventuell einen winzig kleinen Löffel voll?! Mehr auf jeden Fall nicht... wenn überhaupt... obwohl, wenn ich die Semmel weglasse... ach, die Meditation ist schon zu Ende...?! So was... 

 

Tja, wenn man richtig meditiert, vergeht die Zeit eben wie im Flug...