Dienstag, 25. Juli 2017

Kulturgenuss extrem

Selbstverständlich halte ich mich regelmäßig auf dem Laufenden, was kulturell bedeutsame Filme angeht – „Findet Dorie“ z.B. habe ich dreimal gesehen... sehr berührend... und so tiefgründig. Tierfilme sind ja insgesamt enorm lehrreich... gerade was die eigene Realität betrifft... Die arme Dorie... völlig orientierungslos im unendlich weiten Ozean des Lebens, getrieben von der Sehnsucht nach dem Ursprung des Seins und... Nun, äh... jedenfalls – Tierfilme... stets ein Quell unerschöpflicher Weisheiten. Deshalb ist wohl auch dieser „Toni Erdmann“, der mir zu Bildungszwecken wärmstens ans Herz gelegt wurde, derart mit Preisen überhäuft worden... sogar eine Oscar-Nominierung... wow! Erdmännchen sind aber auch wirklich extrem possierliche Tierchen...



Welche jedoch bis jetzt, soweit ich das erkennen kann, in dem Film überhaupt nicht vorkommen... seltsam... bin allerdings etwas abgelenkt, da es aus unerfindlichen Gründen in diesem Kino kein Popcorn gibt – ist das zu fassen...?! Wie soll man sich denn da ordentlich auf die Leinwand konzentrieren können, wenn einem der Magen knurrt?! Und was ist eigentlich aus der guten alten Tradition geworden, dass nach der Langnese-Werbung Eis verkauft wird?! Beschämend, wie in diesem Land mit den essentiellen Bestandteilen unserer Kultur umgegangen wird! Wie...?! Ach, der Film... tja, immer noch keine Erdmännchen weit und breit... nur ein alter Mann mit komischen Haaren – ist das eine Perücke?! – und hässlichen Zähnen. Ah, der ist Toni Erdmann?! Hm, anscheinend doch kein Tierfilm... schade... aber sicher trotzdem ausgesprochen bedeutungsvoll... ich mein, der Oscar – hallo...?! Ha, lustig - die vorstehenden Zähne sind nur ein Gebiss... das von Herrn Erdmann immer wieder herausgenommen und in die Jacketttasche gesteckt wird... igitt... da hängt doch überall Spucke dran... eklig... Andererseits vermutlich ein Sinnbild dafür, was die... ähem... Verbindung dieses Mannes zu... seinem... inneren Kind betrifft... oder so... Ach, die Blondine ist seine Tochter?! Na, dann ist alles klar... Vater-Tochter-Beziehung... eine unerhört wichtige und bedeutsame Thematik! 

Vor allem, wenn wie in diesem Fall eine starke Entfremdung spürbar wird... bereits deutlich zu erkennen an den unterschiedlichen Nachnamen – Herr Erdmann und Miss Schnuck. Offensichtlich liegt dem Ganzen eine tragische Familiengeschichte zugrunde... bin zutiefst ergriffen. Zum Glück scheint Fräulein Schnuck in ihrem Kollegen aus der Arbeit die große Liebe gefunden zu haben. Hübsche Wohnung, übrigens... besonders die Pralinen-Etagere... außergewöhnlich delikat... also, das Gestell, nicht der Inhalt... obwohl das Konfekt ebenfalls recht lecker aussieht... mmmh... Schokolade... vielleicht hätte ich mir doch einen kleinen Vorrat von Zuhause... hä?! Moment mal, was macht der Typ denn da...?! Er wird doch nicht... und dann auch noch ausgerechnet auf die Pra... Nein, nein, nein - nicht essen!! Das ist sowas von... Äh, bäh... mir wird schlecht... nur der Unterzucker, höchstwahrscheinlich... Denn diese Szene ist ohne Frage von tiefgreifender künstlerischer Bedeutung, die... chrrchrr...



Ups... scheine kurz weggenickt zu sein... muss an der Überlänge des Films liegen... der ansonsten natürlich ungemein fesselnd ist. Gerade schmeißt Fräulein Schnuck eine FKK-Party... zu der ihr Vater im Zottelpelz-Kostüm erscheint... hat wohl irgendwie das Motto nicht mitbekommen, der Arme... aber gerade diese feinen Zwischentöne sind ja hochinteressant!

Dann das fulminante Finale – Fräulein Schnuck mit Gebiss und Mütze... echt herzzerreißend... und so authentisch... sensationell!! Wieso dieses Meisterwerk den Oscar nicht gewonnen hat, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben...

Montag, 10. Juli 2017

Auf der Schwelle des Todes

Mittwoch
Verspüre ein leichtes Kratzen im Hals - ich werde mir doch nichts eingefangen haben?! Für so etwas habe ich nämlich jetzt überhaupt keine Zeit... aber zum Glück sind wir Frauen, was Krankheiten anbelangt, ja hart im Nehmen - gebären munter Kinder auf Taxi-Rücksitzen und Restaurant-Toiletten, lassen uns in der Mittagspause die Brüste richten und koordinieren noch vom Krankenbett aus locker den siebenköpfigen Haushalt, sowie eine gut laufende Maklerfirma... das Übliche halt... Männer hingegen... schon beim ersten Anflug eines Schnupfens wird da der Notarzt gerufen... was für Weicheier... tja, das schwache Geschlecht eben... diese Schluckbeschwerden machen mir allerdings etwas Sorgen... womöglich Kehlkopfentzündung... so was kann schnell  gefährlich werden... bis hin zum völligen Stimmverlust... sollte vielleicht doch vorsichtshalber die Meinung eines Arztes einholen... wie war nochmal die Nummer vom Notruf?! 




Donnerstag
37,3 - akuter Fieberschub. Eindeutig Kehlkopfentzündung - ich wusste es!! Von wegen leichte Erkältung - bin immer noch empört, dass der Notarzt sich geweigert hat, vorbei zu kommen... was ist nur mit unserem Gesundheitssystem los?! Das sind doch katastrophale Zustände, wenn in diesem Land eiskalt Menschen im Stich gelassen werden, die offensichtlich kurz vor.... Moment, wo hab ich den Ausdruck aus dem Internet... ach ja, hier: Kehlkopfperichondritis... Entzündung der Kehlkopfknorpelhaut bis hin zur totalen Knorpeleinschmelzung, stehen - mit akuter Atemnot! Na bitte - schon bekomme ich Schnappatmung... dieser Kurpfuscher wird seine eklatante Fehldiagnose noch bereuen... wo ist mein Telefon?!

Freitag
37,4 - stehe kurz vor dem Fieberdelirium. Aber anscheinend bin ich die Einzige, die hier den Ernst der Lage erkannt hat... auch nach 24 Anrufen beim Notdienst immer noch kein Arzt in Sicht... inzwischen ist dort seltsamerweise ununterbrochen besetzt - wahrscheinlich handelt es sich um eine Epidemie... ein unbekannter Virus, der zunächst den Kehlkopf befällt, und sich dann im gesamten Körper ausbreitet... mit multiplem Organversagen als Folge... kein Wunder, dass es mir immer schlechter geht... sollte vielleicht vorsichtshalber mein Testament machen...

Samstag
37,5 - das Ende ist nahe. Sehe bereits das helle Licht... wirklich tragisch, in der Blüte meines Lebens dahin gerafft, nur weil dieser blöde Notdienst... ähem... ach nein, ist nur meine Nachttischlampe... bin wohl unter dem Verfassen des Testaments eingeschlafen... jedenfalls, werde meine Büchersammlung  der Dorfener Stadtbibliothek vermachen... hoffe, sie wissen diese großzügige Geste zu schätzen... und meine Schuhe sollen für einen guten Zweck versteigert werden..... schätze, da dürfte einiges an Geld zusammen kommen... sehe den Trauerzug zutiefst erschütterter Schuhläden-Besitzer bereits vor mir... aber so bleibt mein Name wenigstens in bester Erinnerung... vielleicht erhalte ich sogar eine Bank mit meinem Namen... der edlen Spenderin... sehr schön... das versöhnt einen doch mit dem eigenen harten Schicksal... 




Sonntag
37,2 - ein Wunder!! Bin wohl dem Tod gerade noch einmal von der Schippe gesprungen... trotz der überaus schockierenden Verweigerung ärztlicher Hilfeleistung... das wird ein Nachspiel haben! Aber jetzt erst einmal auf den Schreck Schuhe kaufen... während der Zeit meiner Bettlägrigkeit ist mir nämlich aufgefallen, dass ich eindeutig zu wenig gut aussehende Hausschuhe habe... diesem skandalösen Umstand muss sofort abgeholfen werden!